Silberschmied Mathias Heck

Sakralobjekte

Die "vasa sacra"- die heiligen Gefäße sind sinnlich erlebbarer Ausdruck und Zeichen der lebendigen Gemeinschaft mit Christus.

Neben der Liturgie und der Musik gehört zur sakramentalen Ästhetik auch die bewusste Benutzung der Abendmahlsgefäße.

Dazu mag es helfen, wenn diese auch besonders gestaltet sind.
Sie sollten sich vom Alltäglichen herausheben, in Würde des Materials gleichermaßen wie in besonderer Sinnhaftigkeit der Form.


- Sie haben die Möglichkeit die Bilder durch A N K L I C K E N zu vergößern -


Arbeitsbeispiele

An dieser Stelle möchte ich Ihnen einige meiner Arbeiten im Bereich "Sakralobjekte" vorstellen. Es handelt sich hierbei allerings nur um eine kleine Auswahl meines umfangreichen Portfolios.

vasa sacra Kreuzstift zu Chemnitz

AD 2000

Der Andachtsraum des Pflegeheims befindet sich im Baukörper an zentraler Stelle und artikuliert damit deutlich dessen Selbstverständnis. Die Raumwirkung wird von der über die gesamte Raumbreite ausladenden Glasfront dominiert. Für den Altarbereich ergibt sich eine Beleuchtungssituation mit stark silhouettenhaftem Charakter für die dort platzierten Objekte.

Ein traditionelles Stabkreuz würde an dieser Stelle optisch völlig untergehen. So kam ein Plattenkreuz zur Anwendung, dessen Kreuzgestalt, ganz immateriell, nur aus dem von hinten durchdringenden Licht gebildet wird. Dessen unteres, linkes Segment ist direkt einem repräsentativen Bereich der Glasgestaltung formal entnommen und wurde zum zentralen Gestaltungselement. Runde Formen sind der vorgefundenen Architektur fremd. So wurden auch hier Quader für die Volumenkörper verwendet.

Das zentrale, verbindende Ringelement des Kreuzes wiederholt sich bewusst als Funktionsteil auch in der abgeleiteten Hostiendose, den Leuchtern und den Kelchen. Bei letzteren kommt in der Praxis die Verwendung von Glas dem ausspendenden Pfarrer sehr zu Hilfe, kann er somit die optische Kontrolle voll und ganz behalten.

Kelch für St. Petri - Kirche zu Hannover-Döhren

AD 2015

Der Innenraum der Kirche ist geprägt von den großen Dachflächen, den deutlichen Stützen, welche die Flächen tragen und dem markanten Lichtband, welches den Raum umkränzt. Damit ist der Kelch eigentlich schon entworfen, besonders, wenn man den historisch vorangegangenen „Geschwister-Kelch“ betrachtet. Er hat ganz individuell und selbstbewusst einen ungewöhnlichen Nodus, der besonders durch seine vertikalen Streben auffällt.

So hat auch der Kelch aus unserer Zeit ein lichtes Zwischenteil und tragende Streben, welche die eingesetzten Flächen halten. Diese wiederum haben als Flächenornament geätzten Text: die Einsetzungsworte Jesu in Deutsch und Griechisch.

Kruzifix für die Friedhofskapelle zu Falkenstein / Vogtland

AD 1995

Ein leeres Kreuz als Zeichen der Auferstehung wird der Situation Trauernder, die gerade am Verlust leiden, nicht gerecht. Daher kommt kaum Trost.

Wie so oft spielte bei mir die Musik eine große Rolle.
Brahms, die "Vier ernsten Gesänge":
"Wer weiß, ob der Geist des Menschen aufwärts wird fahren- oder hinunter, unter die Erde?"
"Der Körper verfällt, der Geist aber strebt auf!"

Soweit so gut.
Allerdings lässt die Gestaltung Interpretationsspielräume, die ich bewusst nicht vermeiden mochte. Anregungen zu Diskussionen zeigen wunde Stellen auf und sie sind die einzige, wahre Möglichkeit zur Heilung: Assoziationen drängten sich auf zur Selbstverbrennung Pfarrer Rolf Günthers 1978 während eines Gottesdienstes in Falkenstein. Ein Geschehen, welches Jahrzehnte unverarbeitet blieb.

Der damalige Bischof forderte auf, öffentlich darüber zu reden, gebot aber gleichzeitig ein Schweigegelübde. Die StaSi schaltete sich ein und nutzte die Situation. Mit der Veröffentlichung des Entwurfes kam nun alles wieder hoch. Presseartikel folgten, ein Freundeskreis bildete sich, Gedenkveranstaltungen wurden organisiert, Fernsehberichte gesendet, der Historiker Dr. Edmund Käbisch schrieb eine wissenschaftliche Dokumentation.

Dann, zum 30. Todestag Pfarrer Günthers, bezog das Landeskirchenamt endlich öffentlich Stellung, Versöhnung konnte beginnen...

vasa sacra der Kirchgemeinde zu Arnsfeld / Erzgebirge

AD 2010

Die Kirchgemeinde Arnsfeld ist ausgestattet mit einem Renaissancealtar der die typischen Säulen aufweist samt der quaderartigen Sockel und ihren geometrischen Einbuchtungen. Und Leuchter aus Glas hängen von der Decke, typisch für die Region nahe Böhmen mit deren berühmten Glaskunsthandwerk.

Dazu galt es passendes Kirchen/Altargerät zu schaffen, welches der Tradition gleichermaßen verpflichtet ist wie der Formensprache unserer Zeit. So entstanden Gefäße mit geometrischer Façon, die dem Altar ähneln, aber aus einem Materialmix von traditionellem Silber und zeitgenössischem Edelstahl bestehen. Traditionell waren die Kuppas der Kelche zumindest innen vergoldet. Auch diese Kelchkuppas enthalten Gold, allerdings in anderer Form, nämlich der Art, dass rotes Überfangglas verwendet wurde, welches nur mittels Gold seine Farbe erhält.

Sie wurden in Zusammenarbeit mit dem Glaskünstler Cornelius Reer gefertigt.

Altarkreuz - Abendmahlsweinkanne, Becher und Patene, Kirche zu Schönbrunn

AD 2016

Wenn der Ort schon "Schönbrunn" heißt, dann sollte die schönste Quelle am Altar der Kirche sein!
"Du bist die Quelle des Lebens!" (Psalm 36)

Ein Altarkreuz - gleichzeitig als Abendmahlsweinkanne zu nutzen, "überfließende Becher" (Psalm 23), dazu in formaler Einheit die Patene.

Die Idee ist leicht und schnell skizziert, die technische Umsetzung aber war eine große Herausforderung: Gerade Flächen sind als Papiermodell kein Problem, bei der Realisierung in Silber jedoch sehr wohl, verzieht sich doch alles durch die Wärmeausdehnung des Materials beim Löten.
Vier Wochen Training am Arbeitsmodell führten dann aber zum korrekten Ergebnis.

Ensemble vasa sacra, Stiftskirche zu Ebersdorf

AD 2018

Beauftragt AD 2008.
Worte vermögen es kaum wieder zu geben: Zehn lange Jahre intensives Ringen um den richtigen Entwurf!

Zwischenzeitlich sechs hart erarbeitete und formal sehr gute Entwurfsansätze verworfen, weil das Herz nicht das "OK" gab.
Eine besondere Kirche, mit kunst- und kulturhistorisch hohem Anspruch und besonders, weil man sich auch in der menschenleeren Kirche umgeben fühlt, angesprochen, berührt, aufgenommen. Große Künstler haben dort unheimlich Großes getan. Und dann soll ich etwas dazu stellen?

Der Unterbau der Patene z.B.: grobe Schollen, verformt, deformiert, Kampf, Tektonik, dunkel, gerissen wie ein ausgetrocknetes Flussbett, wie gerolltes, trockenes Laub und: Pflastersteine. Aus der Perspektive mag der gestürzte Christus auf dem Kreuzweg die Welt betrachtet haben: von ganz, ganz unten, das verschwitzte, blutige Gesicht im Dreck.

Und dann darauf, federleicht, wie ein herabgeschwebtes Blütenblatt, ein Wehen des Geistes: die Herabsenkung der Gnade Gottes.

Hostiendose und Patene, Weinkanne und Kelche: das Göttliche zunächst verborgen und dann geoffenbart.

Die Taufkanne wie Gestein. "Schlag an den Fels, eine Quelle bricht auf!"
(Rudolf Alexander Schröder / nach 2.Mose 17/6 und 4.Mose 20/11).

Messkelch und Patene, St. Ulrich zu Hochaltingen

AD 2018

Kelche und Patenen, Universitätskirche zu Heidelberg (Peterskirche)

AD 2018

Kelch zu Joh. 15/5 | Kirche zu Frankenau

AD 2018

Ensemble vasa sacra der Kirche zu Reinsdorf bei Waldheim

AD 2016

Das Kirchlein ist beeindruckend alt, weshalb es alte Weihekreuze waren, die mir Anlass zum Entwurf gaben.
Diese zweidimensionalen Weihekreuze in die dritte Dimension gebracht ergeben die zwei Patenen. Aufeinander gelegt bilden sie eine Kapsel, die Hostiendose.

Weiter gedacht und verformt ergeben die Weihekreuze die Fußteile der Kelche.

Indem alle Gefäße auf einen Sockel arrangiert werden wird aus den Einzelteilen eine feierlichen Inszenierung. Dieses Pult besteht aus schwarz-grünem Serpentin, übrigens jenes Gestein, für dessen Abbau der Ort bei Waldheim bekannt wurde.

Kelch anlässlich 500 Jahre Kirche St. Annen zu Annaberg / Erzgebirge

AD 2019

Versöhnungskirche zu Plauen im Vogtland

Das Debüt, AD 2000

Das Taufbecken hat einen auffällig breiten Rand. Dieser symbolisiert die Fläche der Erde.

In der Handbewegung des Wasserschöpfens wird vollzogen, auf was die Liturgie weist:
"Mit Christus begraben, mit Christus auferstanden."
"Siehe, eine neue Kreatur!"

Der Zusammenhang zwischen den Sakramenten Taufe und Abendmahl wird deutlich in der formalen Einheit der Gestaltung der einzelnen Komponenten. So ist die Patene vom Taufbecken abgeleitet und auch die Leuchter.

Die Kelche entsprechen in ihrer Form dem Gestus der Anbetung beim Lobpreis, der in dieser Gemeinde offenherzig praktiziert wird. Seele, Geist und Körper bilden eine Einheit und so sind auch die Kelche, als Mittler des Geistigen, gestaltet.

Gehalten werden diese Kelche auf dem Tablett mit versteckten Magneten, so dass der Transport sicher gelingt.

Raum der Stille,
Sächsicher Landtag zu Dresden

AD 1999

Aus den technischen Zeichnungen wusste ich:
Ein Altbau von allzu nüchterner Schlichtheit, ein fensterloser Kellerraum mit starken, tragenden Säulen und erdrückenden 2,50 m Deckenhöhe.
Wenn ich da an die Gotik denke!
Ein paar Halogenlampen sollen‘s bringen...
Und dann noch der schulmeisterliche Einsatz von Blau im Frontbereich von Meister Kuka, oh weh... Wie solll da ein sakral anmutender Raum enstehen?

Und dann vor Ort: keine stickige Luft, eher angenehme Frische.
Die Bergpredigtsituation wird deutlich:
Menschen stehen am Hang, sehen auf, hinter IHM der blaue Himmel. Mir kommen Assoziationen von am Vortag erlebten Flugsimmulation. Jetzt geht‘s gleich ab! Unwillkürlich möchte ich mich festhalten...

Und plötzlich merke ich:
Es geht gar nicht um den sichtbaren, es geht um den imaginären Raum!
Der Altartisch steht nicht am Ende des Raumes, er steht in dessen Mitte oder besser gesagt:
an dessen Anfang!
Dieser Raum ermöglicht ein Erleben wie Dietrich Bonhoeffer es in seinem letzten theologischen Text im Dezember 1944 beschrieb:
„Wenn sich die Stille nun um uns breitet so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weiter..!“
Ich schließe die Augen und das Bad im Licht wird nicht weniger. Ob es so etwas änliches war, was Mose am Berg Sinai spürte?

Trotz Auftrag: Nichts sollte den Blick verstellen!
Ein kühner Gedanke schien verwegen: Ein Kreuz, hauchdünn, ohne große Gestik, ohne Eitelkeit, sachlich, selbstverständlich, selbstbewusst. Völlige Klarheit, Evidenz, feinmatt geschliffenes Silber von unaufdringlicher Eleganz, Größe und Repräsentanz ohne Monumentalität.

1. Könige Kapitel 19 Verse 11-13:
"Das leise Säuseln des Windes, ... das Wehen des Geistes..."

Kelche und Taufbecken
für St. Andreas zu Chemnitz

AD 2008 und AD 20011

Der Kirchenraum spricht für sich, mit seinen weißen Wänden und dem warmen Rot der Backsteinbögen. Passend dazu die Kelche, aus weißem Silber und dem warmen, oxidierten Kupfer im Wechsel.

Zu Gunsten der Langlebigkeit wurde ein aufwendiges Verfahren angewendet:
Die Kelchfußteile wurden aus einzelnen Silber-, bzw. Kupferdreiecken zu einem Trichter gelötet und anschließend in Form geschmiedet. In Anbetracht der langen Zeit, welche die Kelche in Benutzung sind, kann man sich am Anfang auch ein klein wenig Arbeit mehr machen!

Abendmahlskelche für die Kirche zu Ellefeld im Vogtland

AD 1995

Der Kirchenbau beeindruckt- schon deshalb, weil er in der Inflationszeit errichtet wurde. So hat man aus Kostengründen an den Dächern des Eingangsbereiches nur grobe Steine aufgesetzt, die später einmal zu Figuren gemeißelt werden sollten (bis heute nicht). Aber man hat es angegangen! Was für eine Energie! Was für ein Zeugnis!

Auch das Altarbild von Prof. Otto Lange aus dem Jahr 1926 ist ein besonderes in seiner Ausdruckskraft, aber auch in Linienführung und Farbigkeit.

Zusammen gesehen mit der neoromanischen Architektur der Kirche war der Entwurf für die Kelche dann einfach naheliegend. Die fünf tief roten Granate symbolisieren die fünf Wunden Jesu, dazu komplementär das dunkle Blau der Fußplatten.

vasa sacra Marienkirche zu Marienberg/Erzg.

AD 2006

Seit jeher symbolisieren die Füße von Abendmahlskelchen die mit der Engelswelt im Lobpreis aufstrebende Gemeinde. Daher weisen sie auch meist im Grundriss sechs Buckel auf, für die sechs Tage, in denen die Welt geschaffen wurde. Hier aber wurde als Symbol die Erde mit ihren vier Himmelsrichtungen gewählt, die vier Enden, die vier Winde, also das Quadrat, zumal die Stadt einen ungewöhnlich konsequent quadratischen Stadtplan hat. Das Quadrat wurde aber zum Ringsegment verzogen. Somit wird deutlich: Jeder Kelch ist Teil des Ganzen!
Die Fußplatten der Kelche wurden aus Silbererz gefertigt, denn Marienberg wurde nur wegen des Silbererzbergbaues gegründet.
Dazu kommt Bergkristall für die Reinheit und Klarheit des Wortes Gottes und Mariens.

Darüber hinaus weist das Quadrat aber auch auf das himmlische Jerusalem hin und somit das Abendmahl in Vollendung.

Die Kuppas der Kelche sind doppelwandig um die Steinfassungen zu verbergen und haben unten eine Sichtöffnung, so dass der Nodus bei Befüllung mit Wein rot leuchtet. Deckel und Korpus der Hostiendose sind identisch und dienen auseinander genommen jeweils als Patenen.


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